Märkte, Moscheen und Oasen: Meine Reise in den Oman

Der Dreamliner von Oman Air landet des Nachts in Seeb, in unmittelbarer Nähe eines Lichtermeers. Muscat, die nahe Hauptstadt des Sultanats Oman, zieht sich einem leuchtenden Gürtel gleich über 70 km am Golf von Oman entlang. Moderne Bauten, Hotels, Wohnhäuser, Shopping Malls, alle in Weiß gehalten, und breite Straßen sind das Erste, was mir auffällt.
Noch kann man die Mythen und Geheimnisse, die man dem Sultanat nachsagt, nur erahnen. Aber sie werden mir begegnen.
Zunächst stimme ich mich langsam auf eine einwöchige Rundreise in einer kleinen Gruppe ein, indem ich mich den Highlights der Hauptstadt widme. Ich gönne mir einen Lunch im Garten des direkt am Strand in einer Bucht am Rande des Hajar-Gebirges malerisch gelegenen Al Bustan Hotels.
Hier treffen sich offenbar alle Expats am Wochenende, während es die Omanis mehr auf ihre Anwesen auf dem Lande zieht. Schon wenn man die 40 Meter hohe mondäne Eingangshalle des Al Bustan betritt, ist man gefangen vom Glanz und Komfort der einzigartigen Anlage, die zu den Ritz-Carlton Hotels gehört.
Die Höhepunkte Muscats
Ich besuche auch das Meisterwerk arabischer Baukunst schlechthin, die Sultan Qaboos Grand Mosque. Diese bietet in der Großen Halle 6.600 und im Hof weiteren 14.000 Gläubigen Platz.
Die Moschee kann aber auch (außer freitags), unter Einhaltung bestimmter Regeln, von Nichtmuslimen besucht werden.
Nicht nur das Gebäude selbst mit der großen Kuppel und den fünf Minaretten ist beeindruckend, sondern auch das Innere. An dem 4.263 qm großen Gebetsteppich sollen 600 Iranerinnen 18 Monate gearbeitet haben. Ein prächtiger, 8 Meter breiter Kronleuchter ziert die hohe Kuppel des Gebetshauses.
Mit einer Riesenportion Glück kann ich eine Karte für die neue Oper ergattern. Das Royal Opera House aus weißem Marmor wurde 2011 eröffnet. Das prächtige Gebäude ist im Inneren mit dunklemTeakholz und rotem Samt ausgestattet, der Boden aus italienischem Marmor.
Es ist bislang das einzige Opernhaus auf der Arabischen Halbinsel.
Beindruckt bin ich auch von den gut ausgestatteten Museen, insbesondere vom neuen Nationalmuseum. Hier sind die historischen Wurzeln des Sultanats besonders gut nach zu vollziehen. Oman, das wird hier lebendig, ist traditionell eine Seefahrernation. Sindbad der Seefahrer, der Held der orientalischen Erzählung aus der Sammlung von 1001 Nacht, soll im Oman gelebt und seine legendären sieben Seereisen von Sohar aus gestartet haben.
Der Oman und das Meer
Das weite Meer und die besondere Kunst des Bootsbaus sind überhaupt allgegenwärtig. Ursprünglich wurden die Boote (Dhau) ohne einen Nagel zusammengebaut. Palmfasern hielten die Planken zusammen. Der Legende nach konnten die Dhaus nur so an einer Insel mit einem Magnetberg vorbeisegeln. Dieser soll ursprünglich alles Metall aus den Schiffen angezogen haben, so dass sie schließlich untergingen.
In Sur kann man eine alte Dhau-Werft besichtigen und die goldenen Zeiten, in der Hunderte dieser großen Holzschiffe gefertigt und zu Wasser gelassen wurden, nachempfinden.
In Sur auf der Werft und bei vielen Bauvorhaben wird auch besonders deutlich, dass der Reichtum des Landes nicht nur auf dem Öl und Erdgas und dem Geschick der Omanis, sondern auch auf der fleißigen Arbeit beruht, die unter anderem Inder und Pakistani hier leisten.
Die Wüstenstadt Nizwa
Der zentrale Teil Omans besteht nahezu komplett aus Wüste.
Eine Vorstellung von deren Weite bekommen wir in Wahiba Sands. Der Sonnenuntergang und vor allem der Nachthimmel über der Wüste sind beeindruckende Naturerlebnisse. Ursprünglich dachte ich mal, man könnte den Oman auch individuell mit einem Mietwagen bereisen. Das aber ist mir dort vergangen, als mit vereinter Kraft ein PKW aus dem Sand geschoben werden musste. Beide Insassen hätten mit Sicherheit nicht mehr allein herausgefunden.
In der Oasenstadt Nizwa, im 6. und 7. Jahrhundert Hauptstadt des Oman, spürt man wieder den Hauch der Geschichte.
Auf dem traditionellen Viehmarkt werden lebende Tiere, vor allem Ziegen, Schafe und Rinder, die aus den umliegenden Dörfern hierher verbracht wurden, dargeboten und begutachtet wie vor Hunderten von Jahren. Die Tiere werden im Kreis herum geführt. Es herrscht ein munteres Treiben und Feilschen. Die Tiere wechseln in Windeseile den Besitzer.
Aber mein spezielles Interesse gilt weniger den Tieren als vielmehr den Frauen, die etwas abseits im Schatten sitzen, traditionell gewandet in der Abaya, mit den schwarzen Gesichtsmasken. Sie sind sehr ruhig, haben aber mit Sicherheit auch etwas zu sagen beim Kauf und Verkauf der Tiere.
In Nizwa kann man auch das legendäre Falaj-System, ein riesiges Netz von Wasserkanälen, die einer Quelle in den Bergen entspringen oder vom Grundwasser unterirdischer Brunnen gespeist werden, begutachten. Durch das System werden Mensch, Tier und Pflanze seit schätzungsweise 1.500 Jahren mit Wasser versorgt.
Die historische Wasserversorgung, die von „Wächtern“ im Auftrag des Dorfältestenrats streng geregelt wird, gehört seit 2006 zum Weltkulturerbe.
Zum Mythos des Sultanats gehört nicht zuletzt der Weihrauch, der auf den Soukhs in Muscat und in Nizwa in unterschiedlichen Qualitäten angeboten wird. Ich beginne zu verstehen, dass Weihrauch im alten Arabien so wertvoll wie Gold war. Das Harz, das vom gleichnamigen Baum geerntet wird, ist traditionell ein Räuchermittel.
Weist der Weihrauch eine gute Qualität auf, kann man ihn sogar essen. Bei Magenbeschwerden zum Beispiel soll er lindernd wirken. Ich habe ein Stück probiert, mich dann aber dazu entschlossen, die restliche Menge, die ich käuflich erworben habe, in Rauch aufgehen zu lassen…
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