Kambodscha: Die Urwaldtempel nördlich von Angkor (Teil 2)

Nach unseren Erkundungen in Koh Ker und im Tempel Preah Vihear an der Grenze zu Thailand (siehe Teil 1 dieses Reiseberichts) geht es am nächsten Tag weiter Richtung Westen.
Die Tempelanlage Banteay Chhmar
20 Kilometer vor der thailändischen Grenze liegt eine der größten Tempelanlagen Kambodschas. Banteay Chhmar wurde unter der Herrschaft von Jayavarman VII. (1181-1218) errichtet. Zur buddhistischen Klosterstadt gehören der Haupttempel, ein großer Baray mit einem Mebon (Inseltempel) und acht äußere Tempel.
Bis 2009 war das Tempelgelände fast vollständig vom Dschungel überwuchert. Heute ist die Anlage wieder begehbar.
Ca. 80 Prozent der Mauern und Gebäude liegen jedoch in Trümmern. Ein Restaurierungs- und Forschungsteam ist vor Ort, erste Ergebnisse ihrer Arbeit kann man bereits bestaunen. Die Restaurierung bleibt aber ein Jahrhundertwerk.
Wertvolle Reliefs
Die gesamte Tempelanlage erinnert mit ihren Vier-Gesichter-Türmen und den Flachreliefs an Angkor Thom und den Bayon. Die Reliefs von Banteay Chhmar zeigen viele historische Szenen u.a. die Seeschlacht gegen die Cham.
Einmalig und von unschätzbarem Wert sind die Darstellungen des vielarmigen Lokeshvara (Bodhisattva des universellen Mitgefühls) mit einem einzigen Kopf und bis zu 32 Armen.
Heute gibt es am Originalort davon nur noch zwei restaurierte Darstellungen, zwei liegen in den Trümmern der Hauptanlage, zwei kann man im Nationalmuseum in Phnom Penh bewundern, während die Blöcke von zwei Reliefs nach einem Raub 1998 nicht wieder aufgetaucht sind.
Von den acht Satelliten-Tempeln ist der Ta Prohm als einziger relativ gut erhalten. Er liegt inmitten von Reisfeldern am Wasser.
“Homestay” in Kambodscha
Auf dem Rückweg zum Abendessen schlendern wir durch das Dorf. Uns werden verschiedene exotische Snacks (u.a. nicht näher zu definierende Insekten) angeboten.
Lecker schmecken uns hingegen Bananenchips, verfeinert mit Zucker und Sesam. Die Produktion in der Familie dient nicht nur für den eigenen Bedarf. Der größere Teil wird auf dem lokalen Markt verkauft.
Ansonsten wird sowohl das Programm inkl. der Reiseleitung als auch die gesamte Versorgung von der CBT (Banteay Chhmar Community-Based Tourism) organisiert. Die Gesellschaft betreibt das einzige Restaurant im Ort. Hier werden alle Mahlzeiten eingenommen. Man bekommt verschiedenste Getränke zu kaufen, u.a. auch Bier und Reisschnaps.
Nach dem Essen beziehen wir unser Zimmer im „homestay“. Die Eigentümer sind sehr nett. Wir kommunizieren mit Hilfe des Reiseleiters sowie mit Händen und Füßen. Insgesamt vermietet die Familie im Haus 5 Zimmer. Im ganzen Dorf werden bereits 21 Zimmer angeboten.
Wir bekommen einen geräumigen Raum mit einem großen Doppelbett im ersten Stock. Alles ist sehr sauber. Die Dusche mit einer gewohnt europäischen Toilette (keine „Hockvariante“) ist im Erdgeschoss. Gespült wird mit Schöpfwasser, das reichlich vorhanden ist. Im Haus stehen für Bewohner und Gäste zwei Toiletten/Duschen zur Verfügung. Da wir nur bei offenem Fenstern schlafen können, sind wir froh, dass wir genügend Mückenspray bei uns haben. So wachen wir am nächsten Morgen mit dem ersten Hahnenschrei entspannt auf.
Das Wasserreservoir “Killing Baray”
Nach dem Frühstück geht es zum „Killing Baray“. Etwa 10 Kilometer werden wir auf der Ladefläche eines Anhängers durchgeschüttelt, vorbei an Feldern und Kanälen.
Wir beobachten die Männer beim Fischen mit Netzen. Ein mühsames Unterfangen, da die Fische, Krebse, Schlangen mit ganzem Körpereinsatz aus dem Schlamm geholt werden müssen.
Weite Teile des „killing baray“ sind mit Lotuspflanzen bedeckt. Vereinzelte Blumen gibt es auch noch im November. Vor dieser Kulisse ist es schwer, sich an die Schreckensherrschaft des Pol Pot – Regimes. Zu erinnern. Das Khmer-Wort Baray steht für ein ausgedehntes, streng rechteckiges Wasserreservoir der Angkorzeit. In Banteay Chhmar sollte es das Fundament für die reaktionäre Utopie einer gleichmacherischen Dorfgemeinschaft sein.
Heute erinnert nicht mehr viel an diese Tragödie in der Geschichte Kambodschas. Die Bauern nutzen es wie vor Hunderten von Jahren als Wasserreservoir.
Von hier aus nach Thailand
Nach einer zweiten Nacht im „homestay“ verlassen wir Banteay Chhmar, diesmal in Richtung Grenzübergang Pailin. Wir wollen auf die thailändische Insel Koh Chang. Dafür brauchen wir ca. 8 Stunden mit Auto und Fähre.
Die Übergabe am Grenzübergang erfolgt reibungslos. Zur „Happy Hour“ sitzen wir schon an der Strandbar im schönen Hotel „Koh Chang Paradise“. Die Sonne geht gerade unter, als wir unseren zweiten Cocktail bestellen.
Die in diesem Beitrag beschriebenen Besichtigungen sind u.a. Teil unserer Programme „Die Urwaldtempel nördlich von Angkor“ und „Glamping in Kambodscha“.
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